Titel: Volksbank
Ort: Neuss
Auftraggeber: Initiativprojekt
Status: Entwurf
Jahr: 2013
Im Jahr 2007 gewann unser Büro einen von der Stadthafen Neuss GmbH & Co KG durchgeführten Architektenwettbewerb für die Umgestaltung der Cretschmar Lagerhallen Neuss. Der übergeordneten Idee unseres Konzeptes lag die städtebauliche Vision einer fußläufigen Verbindung der Neusser Altstadt über das Grundstück der leerstehenden ehemaligen Münsterschule zum Hafengelände zugrunde. Mit einer Fußgängerbrücke über die die Kernstadt vom Neusser Hafen trennende Batteriestraße hinweg sollte zudem ein neues Hafenkopfgebäude, als sichtbares Zeichen der unter dem Slogan "Neuss rückt ans Wasser" titulierten Zukunftsentwicklung, entstehen. Sowohl das Hafenkopfgebäude (Kopfgebäude Waterfront Neuss) als auch die Brücke (Landungssteg Waterfront Neuss) wurden zwischenzeitlich realisiert und im Jahr 2014 eröffnet.
Im Jahr 2009 beauftragte uns die Stadt Neuss zwischenzeitlich mit der Erstellung einer detaillierten Entwurfsplanung für eine Wohnbebauung auf dem Areal der in 1970er Jahren errichteten und auf Grund ihres schlechten Bauzustandes seit dem Jahr 2005 leerstehenden Münsterschule (Bebauung ehemalige Münsterschule Neuss). Das Ergebnis unserer Entwurfsplanung wurde jedoch, auf Grund heftiger Widersprüche von Teilen der örtlichen Politik komplett fallengelassen und lediglich die Gebäudekubatur, in Form eines Rahmenplans, in ein von der Stadt Neuss im Jahr 2010 europaweit inszenierten Grundstücksvergabeverfahren übernommen. Aus dem kontrovers diskutierten Verfahren, an welchem sich auch unser Büro zusammen mit dem Neusser Bauverein beteiligte, ging letztendlich ein niederländischer Projektentwickler als Sieger hervor.
Im Jahr 2012 schließlich wurde mit dem Bau des Kopfgebäudes und zeitgleich auch mit den vorbereitenden Arbeiten für die Errichtung, der an das Gebäude gekoppelten Fußgängerbrücke begonnen. Auf dem alten Münsterschulgelände herrschte bis zu diesem Zeitpunkt immer noch Stillstand. Unsere Idee einer kreuzungsfreien Verknüpfung von City und Hafen setzte aber die gedankliche Entwicklung voraus, den Passanten von der Innenstadt über einen Fußweg des neu gestalteten Münsterschulareals hinweg über die neue Brücke zum Kopfgebäude und schließlich zur Uferpromenade zu führen. Die Realisierung jedoch führt den Passanten von der Uferpromenade zum Kopfgebäude über die Brücke und dann mit Hilfe eines provisorischen sich an dem Gebäudekomplex der alten Münsterschule vorbeischlängelnden Nebenweges in die Innenstadt.
Vor diesem Hintergrund begannen wir uns noch einmal mit dem für die Verwirklichung der städtebaulichen Vision bedeutenden Areals der Münsterschule zu beschäftigen. Hierbei stand zunächst die Klärung der Frage, warum es trotz europaweitem Vergabeverfahren bis dato zu keiner sichtbaren Entwicklung auf dem Areal gekommen war, im Vordergrund. Schnell stellte sich heraus, dass der Hintergrund des Stillstands in einen sich regenden Widerstand der hafenansässigen Industriebetriebe gegen die von der Stadt festgelegte und von der Politik hiernach beschlossene Wohnnutzung auf dem Grundstück bestand. Die nur 150 Meter vom Schulgelände entfernt Tag und Nacht produzierende Hafenindustrie fürchtet um ihre Existenz, weil sich industrielle Emissionen und eine diesen unmittelbar ausgesetzte Wohnbebauung nicht vertragen.
Die für unser Büro zu diesem Zeitpunkt neuen, aber durchaus nachvollziehbaren Sorgen der betroffenen Betriebe nach einer langfristigen Sicherung des Hafens als Industriestandort, vor allem vor dem Hintergrund einer immer wieder auch öffentlich propagierten Neusser Hafenentwicklung im Einklang mit ihrer alteingesessenen Industriekultur, waren Grund genug nach alternativen Lösungsansätzen für eine industrieverträgliche Nutzung auf dem Grundstücksareal des vor sich hin gammelnden maroden Schulkomplexes zu suchen und somit einerseits einen möglichen Beitrag zur Entschärfung des sich abzeichnenden rechtlichen Konfliktes zwischen den Industrieanrainern und der Stadt Neuss zu leisten und andererseits dem städtebaulichen Ziel an dieser Stelle mit der Öffnung der Neusser Innenstadt zu ihrem Hafengelände wieder näher zu kommen.
Der im Jahr 2013 neu entstandene Entwurf positioniert einen viergeschossigen, nicht unterkellerten Solitärbau mit rein gewerblicher Nutzung so auf dem weitläufigen und nunmehr als freien Landschaftspark gestalteten Areal, dass die benachbarten und unmittelbar am Rand des Grundstücks sich diagonal gegenüberstehenden Baudenkmäler Quirinus Basilika und Marienberg Kapelle in ihren Sichtachsen freigestellt und hierdurch erstmalig miteinander einen stadträumlich wahrnehmbaren Dialog, begünstigt auch durch die bewusst gewählte Gebäudegeometrie, eingehen können. Der für diese Freistellung notwendige Freiraum wird durch das erheblich kleinere Bauvolumen des solitären Bürogebäudes, gegenüber der sich um einen großen privaten Innenhof gruppierenden Wohnbebauung, bei annähernd gleich großer Nutzfläche geschaffen.
Entlang der geplanten Immunitätsmauer von St. Quirin und dem neu kreierten Stadtpark könnte so eine durchgehend fußläufig erschlossene Grünkante vom Zeughaus bis zum Glockhammer entstehen. Vis- à -vis der Quirinusstraße wird einseitig die Fassade des Neubaus verlängert und als Schallschutzwand ausgebildet. Hierdurch teilt sich das Grundstück sehr natürlich in einen privaten und einen öffentlichen Bereich. Der beabsichtigt schlichte und zugleich zurückhaltende Gebäudeentwurf ordnet sich ganz seiner anspruchsvollen und ambitionierten Formensprache, sowie den ihn umgebenden historischen Bauwerken unter. Auf Sicht gemauerte Fassadenflächen in naturbelassener Farbgebung und geschosshohe, im wiederkehrenden Rhythmus gesetzte Fenster, sollen eine ruhige und gleichsam selbstbewusste Gebäudeerscheinung vermitteln.
Der eine vollkommen neue Sichtweise auf das Areal der ehemaligen Münsterschule aufzeigende Projektentwurf wurde auf Initiative der Hafenindustrie konkretisiert, weiterentwickelt und verschiedensten Gremien sowie der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Reaktionen hierbei waren durchweg positiv und mit der Volksbank Düsseldorf Neuss konnte schließlich sogar ein Investor als gleichzeitiger Eigennutzer für den neuen Gebäudeentwurf präsentiert werden. Die Volksbank war zudem bereit, den heutigen Standort aufzugeben und ihre dann freie Immobilie dem in dem Vergabeverfahren obsiegenden niederländischen Projektentwickler für die Entwicklung einer alternativen Wohnanlage anzubieten. Die Umsetzung dieser großartigen Idee könnte die jahrelange Hängepartie um das Gelände konfliktfrei beenden und die Stadt endlich ans Wasser rücken.

Presse:

NGZ  "Neusser Innenstadt verändert ihr Gesicht…"

NGZ  "Interview mit Dominik Baum und Oliver Ingenhoven: Die Volksbank will am "Quirinus" bauen…"

WZ  "Alte Münsterschule: Baugrundstück ist verkauft…"

IHK  "IHK befürwortet neue Ideen für das Münsterschul-Areal…"

GENIOS  "Lösung im Streit um Bebauung am Hafen?..."

NGZ  "Münsterschule: CDU-Chef Geerlings lobt Gewerbepläne…"

NGZ  "Münsterschule: Büros statt Wohnunge? Die Ölmühle C. Thywissen ergreift die Initiative..."

WZ  "Streitfall Münsterschul-Areal: Gewerbe statt Wohnungen…"

KLARTEXT  "Hafenfirmen gegen Wohnen vor St. Quirin…"

WZ  "Ein heikles Bau-Projekt…"

WZ  "Hickhack um die Bebauung an der Münsterschule…"

WZ  "Bewegung im Bauprojekt ehemalige Münsterschule…"

NGZ  "Käufer an der Kette…"

Volksbank Neuss