Titel: Orthopädische Praxisklinik
Ort: Neuss
Auftraggeber: Marianne Ingenhoven, Neuss
Status: Realisiert
Jahr: 2011-2012
Die Herausforderung dieser nicht alltäglichen Bauaufgabe bestand darin, einem von meinem Vater errichteten und mit einer Anerkennung zum Deutschen Architekturpreis im Jahr 1983 ausgezeichneten Büro- und Wohngebäude einen eigenständigen Erweiterungsbau hinzuzufügen und die beiden Baukörper im Inneren miteinander zu einer orthopädischen Praxisklinik zu verbinden. Als signifikanter Abschluss einer unter Ensembleschutz stehenden Bauzeile in einem Neusser Stadterweiterungsviertel der Jahrhundertwende fällt dem Gebäudekomplex zudem eine besondere städtebauliche Bedeutung zu. Im Süden und Westen wird das Grundstück von dem weitläufigen Gelände einer Schule und im Osten von der von einer Kastanienallee dominierten stadteinwärts führenden Breite Straße begrenzt.
Der viergeschossige und vollunterkellerte Neubau orientiert sich in seinen Abmessungen, seinen Proportionen und seiner Höhenentwicklung an dem aufgrund der neuen und komplexen Nutzung als vollfunktionstüchtige Klinik mit sämtlichen Hygieneanforderungen eines Krankenhauses im Inneren umfangreich umgebauten und auf allen Etagen mit ihm verbundenen Bestandsgebäude. Grundgedanke des zugrunde gelegten architektonischen Konzeptes ist einerseits die aus ablesbaren einzelnen Stadthäusern und Villen unterschiedlicher Baustile geprägte historische Straßenzeile zeitgemäß zu interpretieren und in den Neubau zu übersetzen, sowie andererseits dem prominenten Altbau einen zwar formal zurückhaltenden aber dennoch markanten und eigenständigen Kontrapunkt entgegenzusetzen.
Wie bei der Interpretation der beiden chinesischen Symbole Yin und Yang wird mit Hilfe eines größtmöglichen Gegensatzes eine sich wechselseitig bedingende Verbindung hergestellt, die dazu führt, den weißen Bestandsbau und den schwarzen Neubau als eine im Gleichgewicht stehende, dualistische Einheit zu begreifen. Die Gestaltung des Neubaus wird hierbei von den baulichen Möglichkeiten des äußerst beengten Grundstückes geleitet, indem diese vollständig ausgeschöpft und zum Gestaltungsprinzip erhoben werden. So resultieren sowohl die terrassierte Kopffassade und die weißen Erker aus der Abstandsregelung, als auch die den Entwurf prägende Außentreppe aus der Notwendigkeit heraus Freiräume innerhalb des Hauses zu schaffen. Die Orthopädische Praxisklinik wurde Ende 2011 eröffnet.

Presse:

Die Welt  "Herz der Stadt wieder ans Wasser anbinden"

NGZ  "Mini-Krankenhaus in der City"
Orthopädische Praxisklinik Neuss