Titel: Forum Marienberg
Ort: Neuss
Auftraggeber: Stiftung Kinderheim St. Anna und Schule Marienberg, Neuss
Status: Realisiert
Jahr: 2010-2011
Das in der Neusser Innenstadt gelegene Erzbischöfliche Mädchengymnasium und das Erzbischöfliche Berufskolleg Marienberg leiden schon seit Jahren unter einer beengten Grundstückssituation. Eingefasst von der Batteriestraße im Nordosten, der Rheintorstraße im Südwesten, einem angrenzenden Parkhaus und dem Kloster Marienberg am Glockhammer bietet das Grundstück keinerlei Erweiterungsflächen um auf die gestiegenen Schülerzahlen sowie die sich stetig verändernden Anforderungen an den Schulbetrieb baulich reagieren zu können. Die Schule benötigte einen multifunktionalen Erweiterungsbau mit Mensa und variablem Veranstaltungsraum für die unterschiedlichsten Nutzungen wie Theaterveranstaltungen, Konzerte, Berufsmessen und Feierlichkeiten.
Durch den Strukturwandel im unmittelbar an das Gymnasium angrenzenden Neusser Hafengelände und dem städtebaulichen Ziel der Stadt Neuss die Innenstadt näher an ihre Wasserlage heranzuführen, bot sich für die Schule die einmalige Chance mit einem Brückenschlag über die Batteriestraße neue Expansionsflächen zu erschließen und das dringend benötigte multifunktionale Gebäude "Forum Marienberg" zu realisieren. Dieses Gebäude markiert den Beginn der Umsetzung des Architekturwettbewerbs "Neuss rückt ans Wasser" aus dem Jahr 2007, der von unserem Büro gewonnen wurde. Die vorhandene Lagerhalle am Hafenbecken I stand schon seit einigen Jahren leer und bot ideale Voraussetzungen um das gewünschte Raumprogramm der Schule umsetzen zu können.
Die Baustruktur konnte weitestgehend erhalten bleiben und wurde durch neue Einbauten ergänzt und erweitert. In einem Teilbereich der Halle wurden zwei neue Ebenen eingezogen, um die notwendigen Funktionen für die Küche im Erdgeschoss, die Lüftungstechnik im Zwischengeschoss und den Schulzugang im Obergeschoss zu organisieren. Der verbleibende Teil der Halle konnte in der gesamten Raumhöhe, -Tiefe und -Breite erhalten und zum multifunktionalen Veranstaltungsraum umgestaltet werden. Die Anbindung zwischen Schulgelände und dem neuen Forum erfolgt über eine Fußgängerbrücke. Die Schülerinnen betreten das Forum über eine großzügige Windfanganlage auf Obergeschossniveau, wo die Garderoben, WC-Anlagen und ein exklusives Café für die Oberstufe angeordnet sind.
Eine Empore mit Sitzstufen auf gesamter Hallenbreite ragt weit in den Veranstaltungsraum und wird in den Schulpausen als Aufenthaltsbereich und Kommunikationszone gleichermaßen genutzt. Bei Veranstaltungen kann die Empore durch eine mobile Trennwand geschlossen werden und dient dann als oberer Zuschauerrang. Eine neue Treppenanlage erschließt das Erdgeschoss. Hier befinden sich im rückwärtigen Bereich die professionelle Küche mit allen notwendigen Neben- und Lagerräumen. Im öffentlich zugängigen Bereich ist die Essensausgabe mit mobilen Theken angeordnet. Während der Mittagszeit können sich die Schülerinnen und Lehrer ihre Mahlzeiten selbst zusammenstellen. Angrenzend gelangt man in den multifunktionalen Veranstaltungsraum, der tagsüber als Speisesaal genutzt wird.
Bei schulischen Abendveranstaltungen können die mobilen Essenstheken in die Nebenräume der Küche verfahren und verstaut werden. Die Essensausgabe verwandelt sich dann in ein großzügiges Eingangsfoyer mit direktem Zugang von der neu gestalteten Uferpromenade entlang des Hafenbecken I. Mit Hilfe einer weiteren mobilen Trennwand kann der Veranstaltungsraum nach Bedarf abgetrennt werden. Eine transportierbare Bühne und eine zentrale Beleuchtungs- und Beschallungstechnik ermöglichen eine flexible Nutzung des Raums. Nach Bedarf können auch kleinere Transportfahrzeuge über eine seitliche Rampe in das Gebäude fahren. Die gesamte Halle wurde raumseitig wärmegedämmt und nach akustischer Notwendigkeit mit einer perforierten Wandverkleidung aus Leichtmetall verkleidet.
Die neue Fußgängerbrücke wurde als Stahlfachwerkträgerkonstruktion geplant und wurde werkseitig vollständig vorgefertigt inklusive Bodenbelag und seitlichen Absturzsicherungen. Mit einer Gesamtlänge von rund 33 Metern überspannt das Tragwerk die stark befahrene Batteriestraße und verbindet das Schulgelände des Gymnasiums mit dem neuen Forum im Obergeschoss. Nach Montage der Brücke wurden die Seitenflächen zwischen dem Tragwerk mit dreieckigen Glasscheiben geschlossen. Die punktweise gehaltenen Spezialgläser sind mit einem Siebdruck in der Farbe schwarz versehen. Um Blendungen der Gläser durch Reflektionen des Sonnenlichts für den Autoverkehr auszuschließen wurde der Bedruckungsgrad an der Südseite mit 80% und an der Nordseite mit 20% festgelegt.
Für das Brückenauflager wurde eine neue Öffnung im Klinkermauerwerk der Halle mit umlaufender Einfassung aus verzinktem Stahlblech hergestellt. Ein gebäudehoher weißer Schriftzug und eine abstrakte Punktgrafik dokumentieren die Umnutzung des Gebäudes zur Stadtseite. Die wasserseitige Bestandsfassade wurde komplett abgebrochen und durch eine gebäudehohe Glasfassade ersetzt. Die gesamte natürliche Belichtung des Forums erfolgt hierrüber. Klappfenster im Obergeschoss ermöglichen ein individuelles Belüften der Räume. Zweiflügelige Türanlagen im Erdgeschoss dienen der Entfluchtung des Gebäudes. Die Gläser wurden mit einem variierenden Punktraster bedruckt. Hieraus ergibt sich ein fassadenhoher Schriftzug "Forum", der das Gebäude zur Wasserseite hin markiert.

Presse:

Detail  "Brillante Glasfassade für Forum Marienberg"

Glaswelt  "Glashaus im Hafen"

Die Welt  "Herz der Stadt wieder ans Wasser anbinden"

BauNetz  "Forum Marienberg in Neuss, Sieb- und Digitaldruck auf Weißglas"

NGZ  "Wie Neuss ans Wasser zurückkehrt"

WZ  "Marienberg Forum in Betrieb genommen"

RP  "Schul-Brücke für Marienberg"

WZ  "Neuss: Brücke überspannt Batteriestraße"

Ebener  "Forum Marienberg Neuss"
Forum Marienberg Neuss